Vom Zechen

 

In der Taverne dunkler Halle,

hocken durst'ge Zecher alle;

fern dem Eheweib strengem Regiment,

pflegt man hier brüderlich Komment.

Ist die Schankmagd auch noch so drall,

mundet doch der Trunk in jedem Fall.

 

Klapps, so schallt's von der Magd Gesäß,

und diese, die verschüttet das Gefäß;

es tropft der Wein, das Bier es spritzt -

ach wie gut, wenn man trocken sitzt.

Es steigt die Stimmung, man wird heiter,

singt frohe Lieder und trinkt weiter.

 

Ein Brot mit Käs und Wurst,

erhöht in jedem Fall den Durst.

Wasser jedoch trinkt man nicht,

dieses aber zu lassen das ist Pflicht,

mit gutem Freunde in gleicher Kür,

steuert man stracks aus der Tür.

 

Ist der Notdurft Genuß vollbracht,

wird frohen Sinnes ein Spiel gemacht:

"Herr Wirt, die Würfel her und den Becher!"

Tafel und Kreid begehrn die Zecher.

Zu vorgerückter Stund, es war einerlei,

vermeint man, daß betrogen worden sei;

 

Potzdaus und Schwerenot, der Tisch der fällt,

Maulschellen ein Kontrahent erhält,

das Auge blau, die Lippe dick und das Wams entzwei,

doch bald erkennt man, daß man befreundet sei;

sodann Branntwein die Wunden kühlt,

und von tiefer Freundschaft man nun erfüllt.

 

Der Gendarm zu später Stunde,

Einkehr er hält, bei seiner Runde.

"Man gehe nun nach Haus,"

ruft dieser lautstark aus!

Noch eine letzte Runde man begehrt,

welche der Schutzmann gern gewährt.

 

So gestärkt man zum Heimweg rüstet,

und sich mit Heldentaten reichlich brüstet;

doch o weh, wie ist der Weg verkehrt,

der sich mit beben und winden wehrt -

man stürzt zu Boden wie von Sturmes Wucht,

am Erdboden verzweifelt Schutz man sucht.

 

O schrecklicher Graus,

wo ist nur der Weg nach Haus?

Der Magen sich wehrt,

und der Trunk Freiheit begehrt;

von solchem endlich befreit,

von hinnen man kriecht, gänzlich bespeit.

 

Vor des eigen Hauses Türe angelangt,

man Einlaß flehentlich verlangt.

Als in des Morgens Kälte sich das Tor auftut,

man jedoch in tiefster Ohnmacht ruht.

"Ojemineh" das Eheweib laut ruft aus,

"wie kommt nur mein Gemahl nach Haus?"

 

Und flugs sie ihn ins Bett verbringt,

woselbst er sogleich niedersinkt.

Als am nächsten Morgen man ward wach,

die Ehefrau tobt mit Gewalt und Krach -

"nimmermehr, ich schwör,

trink ich Bier, Schnaps und Likör!"

 


 

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