Der Hirntod


 

Bei Lebenden ist er leider weit verbreitet,

in der Art, daß andern er die Freud' verleidet,

welche es lieben und schätzen,

zu plaisieren an stillen Plätzen.

 

Was der Hirntote aber gar nicht mag,

weil Ruh' und Harmonie er nicht vertrag;

es sei zu sagen drum:

daß der Hirntote meistens dumm.

 

Und auch noch eine Plag,

an der andrer leicht verzag'.

Auch ist er dreist und keck,

äußert sich, daß man erschreck.

 

Wähnt sich selber schlau und weise -

ist leider dumm, und gar nicht leise;

merkt dies aber nicht -

wähnt sich selbst ein helles Licht.

 

Der Hirntote sucht sich gern Umgang gleich,

welcher wie er selbst im Kopfe weich;

belehrt jeden, auch wenn der's nicht mag,

stundenlang, den ganzen Tag!

 

Eine eigene Meinung hat er nicht,

er meint, was jeder and're spricht.

Glaubt, was die Politik zu ihm sagt,

weil er selber nicht zu denken wagt.

 

Der Hirntote plappert nach, was ihm vorgesagt,

niemals nicht, er etwas hinterfragt.

So ist beschaffen nun der Hirntod,

bei vielen Zeitgenossen, bei welchen Hirn tut not!


 

 

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