Der Unflat


 

Oft wohnt wer Tür an Tür mit Abschaum,

der glaubt es nicht, und wähnt es kaum -

ahnungslos jener darob ist,

bis Anstand und Sitt' er vermißt.

Und bemerkt: der eigen Unflat vermehrt sich sehr,

wirft einer ihn doch über'n Zaune her!

 

Und denkt tückevoll bei sich:

"Ei, meinen Dreck den kehr' ich nich',

mein Nachbar der ist ein krummer Hund,

dem bescher ich Unflat in dunkler Stund.

Ob's ihn auch bedrücken tät, in sein ' Wesen,

erbaulich wär, er griffe flugs zum Besen."

 

Von verschied'ner Art ist der Unflat oft,

den man im Garten find' unverhofft.

Einerlei ist's ob die Zigarettenkippen,

man tat lässig mit dem Finger schnippen,

oder man werfe Silvesters den Bombenknall -

eig'nen Hof rein man hält, in jedem Fall!

 

Manch einer parkt gern vor fremdem Gartentor,

stellt sein' Wagen möglichst genau davor.

Weil er zum Ziele nicht gern' laufen mag,

und das Gehen auch nicht gut vertrag',

drum wähnt er, er sei alleine auf der Welt,

und sein Auto ward beim Nachbarn abgestellt.

 

Oft schickt Hund und Kind man gern zum Spielen fort,

vor Nachbars Tor, erhält so pfleglich seinen Hort.

Wer solches tut, zerreißt sich gern des Maul,

kehrt der Nachbar nicht sogleich, nennt man ihn faul!

Es ist dies ein garstig' Unart,

mehrt man so des nächsten Unrat!

 

Guter Rat, der ist teuer nun,

wie beend' man solch sittenloses Tun?

Wohl wahr, daß man manchen Zeitgenossen,

liebendgerne eine hätt' geschossen -

denn, keiner ist dies niemals nicht gewesen,

so schwingt weiter der Schreiber, zerknirscht den Besen.


 

 

 

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