Der Ast


 

Folgendes kann in Ruh' man nun besehen,

wie's neulich draus im Wald geschehen.

Es ist des Eichenbaumes Last,

dies ein alter und trock'ner Ast;

von großer Dicke ist er wohl,

auch recht lang und gar nicht hohl.

Abgebrochen ward dies Ungetüm,

von des Sturmes wildem Ungestüm.

 

Es liegt der Ast nun auf dem Wege quer,

versperrt diesen und stört gar sehr!

Doch eilt auch schon herbei der Krahl,

denkt: "Wart nur, dir helf' ich allemal!

Passier geb ich dem Weg,

in Meterstücke ich dich säg.

Um Brennholz, bin ich hier zu machen,

ein dürrer Baum hat nichts zu lachen."

 

"Hier, an des Galgenberges Flur,

hab' ich zwar das Holzrecht nur;

doch säg' ich munter und unverdrossen,

jed's Gebäum, wie's grad geschossen!

Drum hab ich mit Bedacht,

den Handwagen gleich mitgebracht!"

Und ist die Eich' auch noch so schwer,

fährt der Krahl sie doch auf dem Karren her.

 

Er fährt sie keck im zwiegerädert Wagen,

weil er sich nicht gern mag plagen.

Er fährt munter sie über Stock und Stein,

mitunter auch in den Schlamm hinein;

er fährt sie auch aus dem Schlamm heraus,

und schafft sie mit Geächz nach Haus.

Daselbst mit den Meterstücken angekommen,

wird flugs Axt und Säg' zur Hand genommen:

 

Aus des Eichenstammes Pracht,

wird Kleinholz nun gemacht.

Fünfmal wärmt das Holz, will man es nennen:

beim fällen, sägen, tragen, spalten und beim brennen.

Fein gehackt in Scheite groß und klein,

wirft bald man's ins Ofenloch hinein;

dort wärmt's dann zum letzten mal,

die Gefährtin und den Krahl.


 

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