Der Spielmann


 

Es zieht ein Spielmann über Land,

an keinem Ort ist er bekannt.

Geflickt das Wams, zerissen die Schuh',

wandert über Land, kennet keine Ruh'.

Schmal der Fuß, der Beutel leer,

unverdrossen kommt er daher;

sitzt an fremden Feuern, steter Gast,

ohn' Kumpane, ohne Rast.

 

Der Hunger ist sein G'sell -

mancher Büttel gerbt ihm das Fell.

Doch bläst er sein Pfeifen auf,

folgen alle seinem Lauf;

die Sackpfeife schnarrt und brummt,

das Volk, es tanzt und summt;

die Augen, sie glänzen,

man springt zu wilden Tänzen.

 

Vergessen ist des Tages Not,

Spielmann, spiel um dein Brot,

Spielmann, künd uns die Mär -

spiel als ob's der Tage letzter wär!

Spielmann, künd uns von deinen Reisen,

spiel, und betör uns mit deinen Weisen.

Spielmann, künd von vergangnen Zeiten,

spiel, auf daß wir im Reigen schreiten.

 

Doch ist verklungen dein Spiel

und schweiget die Sackpfeife still -

dann pack dich G'sell und heb dich fort,

treib dein Wesen an anderm Ort!

Unberührt laß die Mägd allhier,

Schimpf und Schand sei dein Zier.

Hast nicht Hof noch Haus,

ziehst leichten Fußes aus;

 

So zieht der Pfeifer in den Morgen,

muß nicht betteln und nicht borgen,

find Platz an jedem Feuer,

zahlt dem Kaiser keine Steuer.

Und wenn sein Spiel erklingt,

gern ein jeder mit ihm trinkt.

Seit Zeiten zieht der Spielmann über Land -

so lang schon, wie lang noch? Hast Du ihn erkannt?


 

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