Das Gaukelspiel


 

Alles sei gerecht und gut, der König sprach,

doch beharrlich stets sein Wort er brach;

es sei vom Volke Verzicht zu üben,

er selbst fischte gern im Trüben.

'Der Bürger halte das Gesetz nur ein,

sollt' sein Lohn auch Schaden sein'.

Der König, der treibt Völlerei,

das Recht, es dünkt ihn einerlei.

 

Recht läßt er dem Bürger nicht,

der Zwingherr spricht von Bürgerpflicht:

Das Steuersäckel, das sei leer,

Steuererhöhung, die muß her,

des Königs Gauklerbande sprach,

und brächt's dem Volk auch Ungemach!

 Auch des Königs Bande übt Verzicht -

ein Tagwerk verübt sie nicht.

 

Sie belehrt das Volk Tag für Tag,

bis dieses nichts mehr hören mag.

Es sei an Hunger und Not selbst schuld,

fehlt ihm zum Darben doch Geduld!

Es steigt der Preis, es wuchert der Zins, der Lohn der sinkt,

gern sieht man, was der Bande Reichtum bringt.

Des Armen und des Kranken sei vergessen,

Rentner sein, gar vermessen.

 

In des Königs Heer zu dienen nah und fern,

Leib und Leben wagen, hat der König gern;

denn es rollt der Rubel

auch im Schlachtentrubel.

Das Volk, es ächzt, es kann bald nicht mehr,

und doch erhöht die Gauklerbande ihr Salär;

Aus Langeweile man Geld verschwendet,

und zum Ausgleich man Arme pfändet.

 

Dies müsse so sein - der König spricht -

das Volk sei dumm, und verstünde nicht.

 Landauf, landab, die Expertenschar,

das Volk belehrt, mit Unfug zwar -

man spricht viel und laut,

im ganzen Land, wohin man schaut.

"Man jammre' nicht, und üb' Verzicht,"

so dreist des Königs Herold spricht.

 

Man erbarme sich der armen Reichen,

gäb das letzte Hemd,' und dergleichen.

Tut das Volk solches nun gar nicht gerne,

holt ein and'res der König aus der Ferne.

Dies täte not, für den Frieden,

man müße Fremden Wohlstand bieten.

Das Volk, es ist zufrieden und jubelt laut;

endlich es nun bunte Vielfalt schaut.

 

"Vertrau mir nur mein Volk", der König spricht,

lächelnd und tückisch er aufs neu Vertrauen bricht.

"In gold'ne Zeiten ich euch führ' mit Bedacht",

ahnungslos das Volk es glaubt, ohn' Verdacht.

 Zu Nutz und Frommen allen Volkes hier,

der König heischt nach gold'ner Zier;

und ist erst zerstört das Volk im Reich,

so herrschen Fremde dann, den Maden gleich.

 

Von innen höhlen sie, weil kein König spricht:

"Einhalt, hinfort, so tut man nicht!"

Wer solcher Art dies für sich betrachtet,

wird schnell als Fremdenfeind verachtet -

so hat das Gaukelspiel wohl Erfolg,

auf der Strecke, bleibt das eigen Volk.

Dieses wollt' es so und anders nicht -

wenn es auch weh und ach nun spricht.


 

Nach oben