Die Untat



 

Hellebard und Zwiehandschwert,

dünkt den Unhold die Diebstat wert.

So eilet er, drauf bedacht,

daß kein Geräusch er macht,

in nächtlicher Stund zu dem Ort;

die Rüstkammer ist der begehrte Hort.

Doch weh und ach -

es ward der Burgherr wach.

 

Da ein Geräusch geschehen,

so wollt er dies besehen.

Messerskling, das Pistol gespannt,

so eilt er, beides in fester Hand,

dem Ort des Lärmens zu,

das Geschehen eskaliert im Nu:

"Hab ich ihn, Unhold schnöder, er"

dem Schuft bleibt keine Zeit zur Wehr.

 

Zunder, Pulver und Blei,

schon ist's aus mit der Dieberei!

Erbleichend sinkt nieder der Schuft,

die Beut entgleitet ihm, er ringt nach Luft.

Als Massen von Pulverdampf sich verzogen,

erscheint der Anblick dem Burgherrn gewogen;

"Ei, es lebt der Unhold noch,"

in seinem Leib ein rundes Loch.

 

Mit blanker Kling' sogleich,

machet er flugs den Schelm zur Leich.

Drum bedenke wohl den Sold der Tat,

ob solches sich rentieret hat?

 Den Schloßherrn indes das Gewissen plagt,

die Mordtat an seiner Seele nagt:

"Wie tat ich nur um eitlen Tand,

o ich Tor erhob die Hand,

 

wider den Nächsten mein;

so soll denn gesühnet sein!

Gut und Leben,

will um der Tat ich geben."

Sprach's und sprang behend hinab,

von des Schloßes Turm, in sein Grab.

Bedenke wohl den Sold der Tat,

ob solches sich rentieret hat?

 

 "O, liebster Oheim mein,"

schluchzet bang des Herren Nichtelein,

"groß ist itzo die Not,

ist doch der Oheim tot!"

Wie das Schloß arnitzo ohn' Trutz und Wehr,

eilet auch schon der Feind daher.

Feuermörsel, Katapult und Ramme,

schon ist der Sturm im Gange.

 

Das Schloß, allein es fällt,

der Widerpart den Sieg behält;

er führet eilends das Mägdlein fort,

in sein Behaus, an fernen fremden Ort.

Niemalen mehr ward sie gesehen,

lang ist's her, seit dies geschehen.

Bedenke wohl den Sold der Tat -

ob solches sich rentieren tat?!


 

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