Das Märchen


Die Mär vom eingebildeten Fluglärm und vom unbotmäßigen Bürger

 

Es war einmal in einer Amtsstube in deutschen Landen...

...nach gar vielen Unmutsbekundungen und Beschwerden...

 

Es schrieb ein wack'rer Amtmann,

daß es niemals nicht sein kann,

daß der Fluglärm stets zunähme -

und dies schrieb er mit Häme;

vielmehr sei es eher so,

die Flieger flögen Anderswo!

Er könne es beschwören,

er könne keine Flieger hören.

Wehe, wehe, wenn man einen Flieger sehe...

 

Also, was man denn von ihm wolle -

daß man ihm seine Ruh' lassen solle!

Denn es ist dies des Amtmanns Wollen,

daß die Bürger seinem Worte glauben sollen.

Nun begab es sich, daß die Bauern und Bürger dachten,

die Flugmaschinen würden mehr, und daß sie lauter krachten.

Daher sie nun anhuben, die Flugapparate zu zählen,

welche sie tagein, tagaus über ihren Häuptern quälen.

Wehe, wehe, wenn man auf den Fluglärm sehe...

 

Und darob Klage führten beim Amtmann in derStadt,

welcher dann schrieb, daß man sich's eingebildet hat.

Daraufhin die Bürger dachten: 'Ei, seltsam, wie kann es sein,

bildet man sich den Fluglärm ein?'

Und sie sannen über dies Mysterium, siehe da -

eine Statistik sich fand, über Fluglärm vom letzten Jahr.

Schwarz auf weiß stand da geschrieben,

daß die Flieger es immer toller trieben.

Wehe, wehe, wenn man die Statistik sehe...

 

Seltsam und gar verdriesslich wollt's ihnen scheinen,

löge man auf der anderen Seite, oder spönne man auf der einen;

wahrlich absonderlich, mancher dacht 40 Jahr' und mehr,

mitnichten dran, daß er über Flieger sich beschwer.

Doch ist's anno 2010 doch zuviel, sapperlot,

man fliegt mit Fleiß näher am Heimatort!

So wächst der Unmut und auch der Lärm,

daß mancher gar verzag, und verhärm.

Der Amtmann mag davon gar nichts hören,

von Bürgern die den Profit nur stören.

Wehe, wehe, wenn man auf das Gold nur sehe...

 

Nachdem ein Bürgersmann am Lärm derart verzagt,

daß ihm sein Leben nichts mehr gölte, und er's dem Amtmann angesagt,

siehe da, keine halbe Stund, die ging ins Land,

bis der Amtmann nach dem Gendarm gesandt.

Dessen Begehr es tunlich war, den armen Bürgersmann, ins Narrenhaus er geleit,

weil dieser Bürgersmann, der sei nicht recht gescheit.

So sieht man nun, wie wack'rer Amtmann um das Wohl des Bürgers ist bedacht,

aber nicht, daß er ein End mit dem Fluglärm macht!

Wehe, wehe, wenn man auf das Ende sehe...

 

So wird es immer schlimmer,

leben mag  man so nimmer!

Doch froh ist des Amtmanns Sinn; glaubt er was er spricht:

die Flieger - mehr werden sie nicht.

Derweil der Bürger gänzlich erbost,

den Amtmann er mit Schelte kost.

Mit Ingrimm und kalter Wut,

jenen er beschimpfen tut!

Wehe, wehe, wenn man die Wut besehe...

 

Was lang sich aufgestaut,

wird im Wortschwall abgebaut.

Doch der Amtmann mag davon nichts hören,

und tut dem Bürger Rache schwören!

"Ihn, ihn zeig' ich an",

schreibt aufgebracht der Amtesmann.

Tut dies, um sein Märchenreich zu retten,

droht dem Bürger mit Justitias Ketten.

Wehe, wehe, ob bald ein End man sehe?

 

Doch weiser als ein Amtmann , der Staatsadvokat spricht:

"Nein, verklagen tu' ich den Bürger nicht!"

Es sei fürs Volk nicht von Belang,

ob ein Amtmann um seine 'Ehre' bang.

Der solcherart geplagte Bürgersmann der denkt,

Presse - und Meinungsfreiheit ist uns geschenkt:

Er tät in der Zeitung hin und wieder inserieren,

damit viel Leut' sich für den Lärm intressieren.

Wehe, wehe, wenn man in die Zeitung sehe...

 

So schreibt er in 'Meine Stadt',

und im Eschenauer Wochenblatt:

"Leute, tut Euch wehren,

aufbegehren und beschweren!"

Doch die Presse, die ist fleißig,

wie dunnemals, anno '33.

Von korrupten Bonzen gleichgeschaltet,

sie jeden Protest sogleich verwaltet.

Wehe, wehe, wenn man zur Presse flehe...

 

Die Inserate verschwinden aus den Gazetten gar,

Protest ist unerwünscht, das ist wahr!

So macht man mundtot die Bürgerseele,

auf daß sie weiter sich mit Fluglärm quäle.

Wie die Mär wohl weiter geht,

man weiß es nicht, die Welt die ist verdreht.

Doch wer gegen Unrecht und Unbill sich mitnichten wehrt,

der hat selber Schuld, und lebt verkehrt!

Wehe, wehe, wenn man doch nur ein Ende sähe...

 

Mit seiner Nerven - und Geisteskraft am Ende,

sucht er in einer Schutzgemeinschaft nach der Wende.

Aber diese wagt es nicht, das Aufbegehren,

tut die Aktionsbereitschaft, ihm verwehren.

Man rät ihm, wie vormals der Luftkasper schon,

die Flieger zu zählen, und zu messen deren Ton.

Andern Ort's empört man sich zuhauf, in unserm Land,

gegen diesen Lärm, mit Advokaten, Wut und Schriftenband.

Wehe, wehe, wenn man die Apathie besehe ...

 

So schreibt er der Politbande von seinem Kummer,

doch die ist nur die große Luftnummer!!!

Mit leugnen, lügen und auch wegschauen,

bis der Kragen schmerzt, verspielten sie Vertrauen.

Sie schützen den Fluglärm stur,

faseln wirres Zeug, oder schweigen nur.

Von diesen Hampelmännern ist keine Hilfe zu erhoffen,

die sind nur für Korruption und Selbstdarstellung offen!

Wehe, wehe, wenn eine Regierung aus Hampelmännchen bestehe ...

 

Es schweigt im Eckental der Bürgermeister;

der Chef vom Wochenblatt, Unbehaun heißt er,

schreibt Fluglärm der sei absurd,

wohl nur eine Phantasiegeburt.

Und hängt man Plakate auf 'Stoppt Fluglärm',

kommt einer sogleich daher, daß er sie entfern;

so wird der Himmelslärm hier ignoriert,

der die Bürger doch terrorisiert!

Wehe, wehe, wenn man die Wahrheit sehe...

 

So stellt sich die Frage:

Wer stoppt nun diese Plage?

Denn es ist mit den Amts - und Flugleuten wie mit kleinen Kindern,

da helfen keine Worte, man kann sie mit Vernunft nicht hindern.

Töricht und stur,

handeln sie wider die Natur.

So treiben sie ihr Schauerspiel,

immer ärger, das ist wohl ihr Ziel.

Wehe, wehe, wenn man auf das Ende sehe...

 

Jedoch, ein Ende ist noch nicht in Sicht,

zu End' ist der Irrwahn noch lange nicht!

Vom Gesundheitsamt schreibt man Briefe -

daß der Bürgersmann zu diesem liefe;

man könne zwar den Lärmunbill nicht brechen,

aber nach guter deutscher Art darüber sprechen.

So sei dies nunmal -

ist der Bürger nicht normal.

Wehe, wehe, wenn man zu Amte gehe...

 

Die deutsche Expertenschar,

bekämpft die Symptome, das ist wahr.

Doch daß die Ursach man bekämpfe,

verursacht ihrem Hirn wohl Krämpfe.

Wehe, wehe, wenn man solche Krämpfe sehe...

 

 Sodann stellt den Bürger man mit Pulvern still,

auf daß er sich nicht mehr beschweren will;

denn es ist doch unerhört,

wenn einer den Fluglärm stört!

Uns're Welt, die ist verkehrt,

wehe dem, der sich wehrt!

Wehe, wehe, wenn man diese Welt besehe...

...ach, daß doch endlich diese Welt vergehe...

 

Schließlich schiebt man den wack'ren Bürgersmann,

zu den Diplom - und Psychoklemptnern dann.

Welche emsig sein Haupt durchleuchten und in Scheiben schneiden,

um zu ergründen, warum der arme Mann, muß am Fluglärm leiden.

Doch können sie keinen Defekt an ihm finden,

und raten ihm, sich weiter unter Fluglärm zu winden.

Und die Pein empfehlen sie mit Psychopillen zu dämpfen,

daß der brave Mann, nicht mehr leide unter Tobsuchtskrämpfen.

Wehe, wehe, wenn man unter solchen Dämpfern stehe ...

 

Auch geizt man nicht mit gutem Rat,

rät auszuwandern, in der Tat.

Und will man zu Haus den Fluglärm mit Verachtung strafen,

so solle man doch einfach, in des Hauses Keller schlafen!

Da fragt sich der geplagte Mann betroffen:

sind die Psychodilettanten denn besoffen?

Leider ist es so, daß den Doktores für ihre Kunden das Verständnis fehlt,

weil es vielleicht so ist, daß diese ihren Beruf verfehlt?

Wehe, wehe, wenn man bei solchen in Behandlung stehe ...

...und immer noch kein Ende sehe ...


 

 

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